Nachdem in der Vergangenheit zahlreiche Contronic-Systeme installiert wurden, nahm das österreichische Unternehmen PCD in seinem Werk Schwechat bei Wien das Prozeßleitsystem Symphony in Betrieb. Nach Abschluß der letzten Inbetriebnahmephase Ende 1997 kontrolliert das Leitsystem rund 5700 Prozeßsignale einer kunststofferzeugenden Anlage.
Rainer Hofmann
Bei der Anlage handelt es sich um eine Produktion von Low Density Polyethylen (LDPE) unterschiedlicher Qualitäten. Im Zuge einer Verfahrensmodernisierung sollte die konventionelle Leittechnik durch ein zeitgemäßes Prozeßleitsystem neuester Generation ersetzt werden. Ziel war u. a. eine Optimierung der Produktion, die Erzeugung neuer Produktqualitäten und die Minimierung von Produktionsausfällen.
Hohe Systemverfügbarkeit
Vorrangige Forderung bei der Realisierung des neuen Produktionskonzeptes war eine hohe Systemverfügbarkeit. Außerdem sollte eine Kopplung an die bestehende Betriebsdatenverarbeitung möglich sein. Die Auftragsbearbeitung erfolgt in Chargen. Eine leistungsfähige Rezeptursteuerung, wie sie das SymBatch-Modul von Symphony bietet, war unabdingbar.
Enge Abnahme- und Lieferverpflichtungen machten den Austausch der Systeme für die beiden ersten Anlagenteile innerhalb eines zweiwöchigen Betriebsstillstandes erforderlich. Die übrigen Betriebsteile konnten dann während laufender Produktion umgerüstet werden. Insgesamt besteht die automatisierte Gesamtanlage aus verschiedenen Produktionsbereichen: Vier Anlagen stellen LDPE her, eine weitere dient zur Peroxidaufbereitung und ist für die Verteilung dieser Vorprodukte zu den einzelnen Produktionsstraßen verantwortlich.
Wegen der kritischen Einsatzstoffe und der extremen Reaktionsbedingungen gelten erhöhte Anforderungen an die Sicherheit. Aus diesem Grund kontrollieren zusätzlich zum Leitsystem sicherheitsgerichtete Steuerungen die gesamte Anlage. Zahlreiche MSR-Kreise sind darüber hinaus eigensicher nach EEx ib ausgelegt, außerdem sind wesentliche Baugruppen des Leitsystems redundant aufgebaut.
Prozeßleitsystem Symphony
Das Leitsystem Symphony basiert im prozeßnahen Bereich auf insgesamt acht Melody-Prozeßstationen, die in zwei Automatisierungsinseln organisiert sind. Über eine 450 m lange faseroptische Verbindung ist ein Teil der I/O-Interface-Baugruppen angebunden (Remote I/O). Insgesamt verwaltet das Symphony-System rund 1700 analoge und mehr als 3000 binäre Ein- und Ausgänge. Hinzu kommen noch rund 1000 Temperaturmessungen. Fast 1200 aller I/Os fallen in die Kategorie EEx ib.
Auf der Leitebene besteht das System aus vier Workstations und insgesamt acht Maestro-Bedienplätzen. Die USV (uninteruptable power supply) erlaubt ein definiertes Abfahren des Systems im Falle eines anhaltenden Ausfalls der Energieversorgung. Die Bedienung der Anlage erfolgt überwiegend über 80 anwendungsspezifische grafische Darstellungen.
Bedingt durch den engen Terminplan wurde ein Teil der Engineeringarbeiten nicht nur im Prüffeld von EB Hartmann & Braun in Minden durchgeführt, sondern an sechs zusätzlich auf der Baustelle installierten temporären Composer-Arbeitsplätzen. Zusätzlich dazu wurde noch die Technik des Remote Service eingesetzt. Außerdem konnten Spezialisten des H&B Technical Support Centers über eine ISDN-Verbindung von Deutschland aus in die Systemintegration vor Ort eingreifen. Neben der Leittechnik und den Dienstleistungen lieferte H&B auch noch die Wartentechnik zur Aufnahme der Bedienplätze und weiterer Instrumentierung.
Weitere Informationen cav-243
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