Organische Peroxide sind instabile, temperaturempfindliche und brandfördernde Verbindungen. Die meisten sind zusätzlich explosionsfähig, einige sogar explosionsgefährlich. Aufgrund der beschriebenen Eigenschaften sind beim Bau von Lagerräumen für diese Chemikalien besondere Vorkehrungen zu treffen.
Dipl.-Ing. Steffan Schammler
Die Gefährlichkeit organischer Peroxide resultiert aus ihrer Eigenschaft, unter Temperatur- oder Katalysatoreinwirkung zu zerfallen. Ist die Temperatur ausreichend hoch, kann eine spontane Zersetzung erfolgen, die je nach Peroxidart und Randbedingungen mehr oder wenig heftig verläuft. Die Temperatur, oberhalb welcher diese Reaktion selbstbeschleunigend abläuft, wird SADT (Self Accelerating Decomposition Temperature) genannt. Diese Temperatur ist für jede Peroxidzubereitung und Gebindegröße bestimmbar.
Kontakt oder Verunreinigung mit einer breiten Palette von Substanzen kann eine Zerfallsreaktion auslösen oder begünstigen. Besonders reaktiv sind beispielsweise Persäuren oder Ketonperoxide.
Die Unfallverhütungsvorschrift UVV teilt die organischen Peroxide nach ihrer Abbrandgeschwindigkeit in vier Hauptgruppen OP I bis OP IV ein. Peroxide der Gruppe I brennen sehr heftig unter starker Wärmeentwicklung ab. Vereinzelt können sie mit geringer Druckwirkung explodieren. Die Gefahrstoffverordnung unterscheidet die Hauptgruppen „Brandfördernd“ mit dem Symbol O und „Explosionsgefährlich“ mit dem Symbol E. Einzelne Peroxide können zusätzlich noch ätzend, reizend oder gesundheitsschädlich wirken. Im Einzelnen sind die UVV „“Organische Peroxide“, die Zweite Verordnung zum Sprengstoffgesetz, die Sprengstofflager-Richtlinie 300 (für explosionsgefährliche Peroxide), das Wasserhaushaltsgesetz mit zugehörigen Verordnungen und die Auflagen der zuständigen Genehmigungsbehörde zu berücksichtigen.
Praxisbeispiel
Leuna Polymer benötigte für die Lagerung organischer Peroxide zusätzliche Lagerkapazitäten von 4800 kg in Gebinden von 25 bis 60 kg. Aufgrund unterschiedlicher Temperaturempfindlichkeiten der einzulagernden Stoffe sind verschiedene Lagertemperaturen einzuhalten. Die Gesamtlagermenge wurde daher in zwei Lagerabschnitte aufgeteilt:
• Lagerabschnitt 1: 1500 kg Peroxid der Gefahrgruppe OP Ib bei -5 bis 0 °C
• Lagerabschnitt 2: 3300 kg Peroxid der Gefahrgruppe OP Ib und OP II bei 15 bis 20 °C
In enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und den Behördenvertretern entstand eine Lösung, die sich aus modularen Lagersystemen von Denios zusammensetzt. Damit hält sich der Bauherr die Option einer späteren Lagerverlegung offen, falls die betrieblichen Bedingungen sich ändern. Das behördliche Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz wurde durch umfangreiche Planungsunterlagen von Denios unterstützt.
Lagerabschnitte
Jeder Lagerabschnitt besteht aus standardisierten, bauaufsichtlich zugelassenen Brandschutzcontainern der Typenreihe Safe-System BL. Die Aufstellung im Außenbereich erfolgte unter Einhaltung der für die Peroxid-Lagerung notwendigen Sicherheitsabstände zu benachbarten Gebäuden und Industrieanlagen. Die Betonläger BL bestehen serienmäßig aus einer robusten, korrosionsfesten und feuerbeständigen Stahlbetonkonstruktion inklusive einer im Bodenbereich integrierten Auffangwanne. Die Zugangstore sind ebenfalls feuerbeständig. Zum leichteren Beschicken der Läger sind die Türen zusätzlich mit Torhaftmagneten ausgerüstet, wobei das Schließen der Brandschutztür mittels Taster oder Brandmelder erfolgt. Beide Läger sind mit Druckentlastungsflächen, einer technischen Lüftung für den erforderlichen Luftwechsel, Regalen, Beleuchtung, Potentialausgleich und Blitzschutz ausgerüstet. Ferner verfügen sie über Kälteaggregate und Heizungen, um die unterschiedlichen Temperaturbereiche zu gewährleisten. Zur Reduzierung der Betriebskosten sind Gaswarngeräte eingebaut, die bei einer definierten Gaskonzentration die Lüftung automatisch einschalten. Alle elektrischen Aggregate sind explosionsgeschützt ausgeführt.
Der Lagerbereich 1 ist ein Betonlager des Typs BL 3.0 mit einer Grundfläche von ca. 9 m². Es wurde im Erdreich eingelassen, so dass es ebenerdig zu beschicken ist. Die medienbeständige Auffangwanne verfügt über ein Auffangvolumen von 1000 l. Die zusätzliche Wärmeisolierung sorgt für minimale Energiekosten, wobei Temperaturen von -5 bis maximal 0 °C eingehalten werden. Für den Lagerbereich 2 wurde ein Betonlager des Typs BL 6.5 mit einer Grundfläche von ca. 18 m2 und einem Auffangvolumen von 2000 l ausgewählt. Das Lager ist ebenfalls im Boden eingelassen, so dass es ebenerdig begehbar ist. Die Lagertemperatur beträgt hier zwischen +15 und +20 °C.
Die Lagertemperaturen werden kontinuierlich überwacht und auf die Messwarte übertragen. Bei Überschreiten der Grenzwerttemperaturen erfolgt eine optische und akustische Warnung sowie eine gleichzeitige Alarmierung der Feuerwehr. Zur Kühlung der organischen Peroxide im Notfall sind die Lagerbereiche mit einer halbstationären CO2-Löschanlage ausgerüstet. Ferner sind sie mit Brandmeldern ausgestattet, die auf die Brandmeldezentrale aufgeschaltet sind.
A+A, Halle 5, Stand B11
Envitec, Halle 10, Stand E60
E cav 240
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