Das Multipress-Edelstahl-System ist überall dort sinnvoll, wo man die Vorteile einer Pressverbindung nutzen möchte und die Nachteile eines O-Rings nicht akzeptieren kann. Das axiale Verpressen von Rohren geht dabei schneller und bietet günstigere Gesamtkosten als Schweißverbindungen oder Schneidringverschraubungen, ohne dass man Abstriche bei der Sicherheit machen muss.
Thomas Sarrazin
Das Verpressen von Rohren mit dem Ziel, eine dauerhafte und leckagesichere Verbindung herzustellen, ist grundsätzlich nichts Neues. Pressverbindungen haben sich im Trinkwasserbereich vor allem bei Kunststoffrohren, aber auch bei dünnwandigen geschweißten Edelstahlrohren bewährt. Der industrielle Rohrleitungsbau stellt jedoch ganz andere Anforderungen, vor allem im Hinblick auf die Arbeitsdrücke, Temperaturen und die Medienbeständigkeit. Es waren deshalb erhebliche Entwicklungsarbeiten nötig, um das Prinzip der Pressverbindung auf die höheren Anforderungen zu übertragen und das Multipress-System zur Serienreife zu entwickeln.
Einfacher Aufbau
Der Aufbau und die Montage der Multipress-Verbindung von Woeste sind denkbar einfach. Über das abgelängte und leicht entgratete Rohr werden der Pressring und der Quetschring – beide sind werksseitig als eine Einheit vormontiert – geführt. Im zweiten Schritt wird das Fitting in das Rohr eingeschoben. Mit Hilfe eines leichten und kompakten Hydraulik- oder eines elektrischen Presswerkzeugs mit Akku-Antrieb wird die Verpressung anschließend durchgeführt. Bei dem Pressvorgang schneiden die Zähne der Fittingkontur von innen in das Rohr ein und es entsteht eine formschlüssige, metallisch dichtende Pressverbindung, die ohne einen O-Ring auskommt und zuverlässig für Leckagefreiheit sorgt. Zu den Sicherheitsvorteilen gehört auch die Tatsache, dass bei der kalten Verpressung keine Brandgefahr entsteht. Damit ist der Anwender in der Lage, binnen weniger Sekunden eine sehr belastbare Verbindung herzustellen. Auch die Montage in explosionsgefährdeten Bereichen ist mit den mechanisch-hydraulischen Werkzeugen uneingeschränkt möglich.
Für aggressive Medien
Die Leistungsfähigkeit der Pressfittings ist lediglich durch das Rohr begrenzt. D. h., der Anwender kann die gesamte Bandbreite der Leistungsmöglichkeiten des eingesetzten Rohres hinsichtlich Druck, Temperatur und Medienbeständigkeit voll ausnutzen. Da sich keine Weichdichtungen in der Verbindung befinden und die Fittings aus dem Werkstoff 1.4571 gefertigt werden, kann das Multipress-System auch für den Transport von aggressiven Medien eingesetzt werden. Die Leistungsmerkmale reichen beim Standardprogramm von max. 250 bar Betriebsdruck über Betriebstemperaturen von -196 bis + 450 °C bis hin zum Einsatz im Vakuumbereich.
Zeitfaktor Montage
Einer der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl der Rohrverbindungsart ist die Montagezeit. Hier haben besonders die Schweißverbindung, aber auch die Schneidringverschraubung Nachteile. So benötigt man beim Schweißen Zeit für die Vorbereitung und vor allem für die Nachbereitung wie z. B. Spülen der Rohre und Beizen der Schweißnähte. Bei der Installation der Schneidringverschraubungen muss beispielsweise der Schneidring vormontiert werden, weshalb das Multipress-Fitting auch hier Vorteile hinsichtlich der benötigten Verarbeitungszeit hat. Ein weiterer Vorteil des Multipress-Systems besteht darin, dass man kein spezielles Fachpersonal benötigt. Die Verpressung kann in wenigen Minuten erlernt und dann sicher gehandhabt werden. Während bei Rohrverschraubungen Fehlmontagen, z. B. durch falsche Zentrierung oder falsche Drehmomente, auftreten können, ist diese Gefahr beim Multipress-System ausgeschlossen. Ein falsches Einlegen in das Werkzeug ist nicht möglich.
Geprüftes System
Im Rahmen einer Zulassung für den Schiffbau wurde das System nach den Richtlinien des Germanischen Lloyd beim Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen eingehend getestet. Unter anderem wurden Montage und Dichtheitsprüfungen, Druckimpuls- und Vibrationsprüfungen, Vakuumprüfungen, Gasdruckprüfungen sowie Berstdruckprüfungen durchgeführt. Bei keiner der Prüfungen wurden Undichtigkeiten festgestellt. Die Druckimpuls- und Vibrationsprüfungen zeigten eindeutig, dass das System auch bei Vibration und gleichzeitigen Pulsationen dauerhaft dicht ist. Auch nach 500 000 Lastwechseln mit einem Impulsdruck vom 1,5-fachen des maximal zulässigen Betriebsdruckes und einer gleichzeitigen Schwingung mit 20 Mio. Biegewechseln bei einer Frequenz von 50 Hz ergaben sich keinerlei Undichtigkeiten. Auch die Berstdruckversuche (max. 700 bar) hatten keine Schäden an der Verbindung zur Folge.
Bei verschiedenen Flammtests (ca. 900 °C) bewies die Verbindung ihre Standfestigkeit bei hohen Temperaturen. Umfangreiche Versuche und Prüfungen hinsichtlich des Verhaltens bei Temperaturwechsel bestätigen die Zuverlässigkeit der Verbindung. Verschiedene Ausziehversuche zeigten die hohe mechanische Belastbarkeit.
Umfangreiches Lieferprogramm
Das Multipress-System wurde so konzipiert, dass dem Anwender ein Komplettsystem für die Abmessungen 15 bis 54 mm zur Verfügung steht. Standardmäßig lieferbar ist das System für dünnwandiges geschweißtes Edelstahlrohr gemäß DIN 17455/24633. Der Einsatz von nahtlosen Rohren oder anderen Abmessungen ist möglich. Darüber hinaus wird ein umfangreiches Formteilprogramm mit speziellen Übergängen auf bestehende Systeme angeboten.
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