Während die Qualitätssicherung in vielen Industriebetrieben als Wettbewerbsfaktor gesehen wird, ist sie in der Getränke- und Lebensmittelindustrie unerlässlich. Klare Vorgaben seitens des Gesetzgebers auf EU-Ebene hinsichtlich der Sicherheit und Hygiene von Lebensmitteln stellen sicher, dass Getränke tatsächlich bedenkenlos konsumiert werden können. Branchenspezifische ERP-Systeme wie Microsoft Dynamics NAV spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Jens Thamer
Standard-ERP-Systeme decken einen beachtlichen Teil der in der Industrie geforderten Funktionalitäten ab. Übliche Module für Finanzwirtschaft, Materialwirtschaft, Lager und Logistik sind bewährt und überall im Einsatz. Getränkehersteller und Brauereien haben allerdings zusätzliche Aufgaben zu lösen und Vorgaben zu beachten. Für diese Anforderungen gibt es am Markt branchenspezifische Softwarelösungen wie Microsoft Dynamics NAV oder Erweiterungsmodule zu bestehenden ERP-Anwendungen. Unabhängig vom eigentlichen Qualitätsprozess in der Produktion gehören auch optimierte Serviceleistungen gegenüber Kunden zu den Qualitätskriterien, die in der Branche Einzug gehalten haben. Branchenspezifische Besonderheiten sind hier beispielsweise Funktionalitäten für den Verkauf, für die Absatzstättenverwaltung sowie für Objektverwaltung und Vertragsverwaltung. Allein im Telefonverkauf profitieren Unternehmen davon, wenn ihr ERP-System sie nicht nur mit einer schnellen Auftragserfassung unterstützt. Informationen zum Kunden wie Verkaufshistorie, Rabatt- und Konditionsdaten, Bonusabrechnungen sowie bisherige Angebote, Aufträge und Rahmenaufträge sind zusätzlich wertvolle Hilfen, um Aufträge zur Zufriedenheit von Anbieter und Kunde abzuschließen.
Für mittelständische Getränkehersteller und Brauereien sind besonders Microsoft-Dynamics-NAV-2009-basierte Branchenlösungen zu empfehlen, die sich mit dem SharePoint-Portal verbinden lassen. Sie erlauben bereits in der Standardimplementierung zahlreiche Prozessoptimierungen und können für die Anwender aufgabenbezogen individualisiert werden („Role-tailored Client“). Zusätzlich sorgen integrierte Historisierungen für eine hohe Transparenz, und vorgefertigte Reports erleichtern es dem Management unter anderem, qualitätsrelevante Entscheidungen zu treffen.
Ein wichtiger Bestandteil im eigentlichen Qualitätsprozess bei der Herstellung von Bieren und Getränken ist die Arbeit mit Prüfplänen und Prüfmitteln. Für die rezepturorientierte Produktion in der Getränkeindustrie gibt es eine Reihe spezifischer Qualitätsprüfungen, die aufgrund der strengen Vorgaben erforderlich sind. Zu den entsprechenden Verordnungen, die die Überwachung der Lebensmittelproduktion reglementieren, gehört vor allem das HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Point). In der Europäischen Union dürfen nur Lebensmittel gehandelt werden, die dieser Gefahrenanalyse kritischer Kontrollpunkte unterzogen wurden.
Die Prüfpläne sollten über das ERP-System oder spezielle Erweiterungsmodule in beliebiger Vielzahl hinterlegt werden können. Jeder Prüfplan wiederum umfasst zahlreiche Prüfmaßnahmen und Vorgabewerte. Als Grundlage für festgelegte Prüfmaßnahmen, beispielsweise im Rahmen von Logistik- und Lagerprozessen, ist der jeweilige Accepted Quality Level (AQL) zugrunde zu legen, der ein akzeptiertes Qualitätsniveau für ein Produkt oder eine Rezeptur definiert.
Die Maßnahmen aller Qualitätssicherungen lassen sich in den Prüfplänen detailliert beschreiben. Über parametrisierbare statistische Verfahren kann darüber hinaus automatisiert gesteuert werden, wie oft ein Produkt welchen Prüfungen unterzogen werden soll. Häufig schließen sich an bestimmte Ereignisse im Prozess, wie die Wareneingangs- und -ausgangsprüfung, konkrete Stichproben und Messungen an. Diese sind maßgeblich für die kommenden Prozess-Schritte: Erfüllt beispielsweise eine Zutat die definierten Kriterien, wird sie entsprechend freigegeben. Sind Fehler aufgetreten, wird sie zurückgewiesen. Prüfergebnisse können auch weitere automatisierte Schritte zur Folge haben: Hierzu gehören beispielsweise die Sperrung von Chargen oder die Verwendung der Charge als Rohstoff nur noch in Rezepturen, die für das ermittelte Qualitätsniveau zugelassen sind.
Lückenlose Dokumentation
Um die durchgeführten Qualitätsprüfungen auch lückenlos nachweisen zu können, sind alle Ergebnisse von Messungen, Qualitätsprüfungen sowie auch sonstige elektronisch vorliegende Messdaten zu den jeweiligen Artikelchargen zu speichern. Sie sind Bestandteil einer ausführlichen Produkt-entstehungsdokumentation. Auch bei der Archivierung müssen zahlreiche Compliance-Vorschriften Beachtung finden.
Die Zugriffsberechtigung auf die im Archiv gespeicherten Daten sollte durch Passwörter und gegebenenfalls rollenbasierte Zugriffsberechtigungen geschützt sein. Beispielsweise über ein mit der Microsoft- SharePoint-Technologie realisiertes Portal lassen sich zahlreiche Vorteile eines effizienten Informations- und Kommunika- tionsmanagements nutzen. Über diese Plattform können unter anderem Qualitätsdokumente integriert werden. Zusätzliche Compliance-Anforderungen werden unterstützt, wie etwa eine detaillierte Versionierung, der Genehmigungsworkflow mit der Dokumentation des Vier-Augen-Prinzips, elektronische Signaturen sowie die Erstellung von Prüfungszertifikaten.
Online-Info www.dei.de/0810429
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