Das digitale Instrument soll die Echtheit und Rückverfolgbarkeit von extra nativem Olivenöl (EVOO) auf dem gesamten Weg vom Feld bis zum Verbraucher sicherstellen. Für die Erzeuger bedeutet dies, dass der Wert ihrer hochwertigen Produkte nicht mehr durch billigere Nachahmungen unterboten werden kann. Und die Verbraucher können darauf vertrauen, dass das EVOO in der Flasche der Bezeichnung auf dem Etikett entspricht und sicher zu konsumieren ist.
Darüber hinaus bietet das digitale Instrument auch Vorteile in puncto Nachhaltigkeit. Denn im Zuge der Anerkennung von echtem EVOO werden die Erzeuger einen größeren Anreiz haben, die biologische Vielfalt der Olivenbaumsorten zu schützen.
Lebensmittelbetrug hat viele Facetten
Stelios Arhondakis ist CEO von Biocos, einem Biotechnologie-Unternehmen, das DNA-Authentifizierungs- und Rückverfolgbarkeitslösungen für die Olivenölindustrie anbietet. Er leitete das EU-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Inttrust. Im Rahmen des Projekts wurde ein Instrument zur Betrugsbekämpfung und Rückverfolgbarkeit entwickelt: die DNA-Blockchain.
„Das hohe Betrugsrisiko in der Olivenölindustrie hängt stark mit dem wirtschaftlichen Wert, der fragmentierten Lieferkette und der flüssigen Beschaffenheit des Produkts zusammen. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat ergeben, dass der Wert eines Premium-Olivenöls um 50 % reduziert werden kann“, sagt Stelios Arhondakis.
Der Betrug mit Olivenöl hat viele Formen. Im Jahr 2019 beschlagnahmte Europol beispielsweise 150 t Sonnenblumenöl, das auf dem Etikett als Olivenöl ausgegeben wurde. Ein anderer Fall betraf 47 Ölmühlen, Abfüller und Händler, die Öl mit einem gefälschten EVOO-Etikett mit geschützter geografischer Angabe (PGI) verkauften.
Rückverfolgbarkeit vom Baum bis zum Konsumenten
Um diesem Problem zu begegnen, erstellt Biocos DNA-Profile für bestimmte Olivensorten, die in Griechenland und anderen Ländern zur Herstellung von EVOO verwendet werden. Eine Sorte – Koroneiki – macht z.B. etwa 60 % der griechischen EVOO-Produktion aus. Eine intelligente Datenverarbeitungsplattform nutzt die DNA-Daten, um die Sortenechtheit von EVOO zu überprüfen. Diese Informationen werden dann zusammen mit anderen Daten wie Qualitätsmerkmalen, Standort des Olivenhains und Menge des produzierten Olivenöls in ein Blockchain-System integriert.
Die gesamte rückverfolgbare Dokumentation wird den Verbrauchern über einen QR-Code auf der Olivenölflasche zugänglich sein. Blockchain-Technologie wird im Olivenölsektor bereits in großem Umfang eingesetzt, um jede Chargennummer vom Olivenölhersteller bis zum Verbraucher zu verfolgen. Die Einschränkung dieses Ansatzes besteht jedoch darin, dass er nur die Rückverfolgbarkeit der Flasche, nicht aber ihres Inhalts gewährleistet.
„Die Einbeziehung von DNA-Daten in die Blockchain schließt diese Lücke und macht es unmöglich, Olivenöl mit anderen Sorten oder anderen Arten von Pflanzenöl zu mischen, ohne entdeckt zu werden. Wenn man also, sagen wir, 3 bis 5 % Olivenöl einer griechischen Sorte zu einem italienischen Produkt hinzufügt, kann man dies über die DNA-Analyse zurückverfolgen. Das schafft die nötige Transparenz, um ein Unternehmen vor Betrugsversuchen zu schützen und sein Produkt aufzuwerten“, sagt Arhondakis.
Neben den Vorteilen für die Handelsmarken und die Lebensmittelsicherheit können die DNA-Daten auch dazu verwendet werden, eine „geo-genetische“ Karte der Olivenbauern zu erstellen, die EVOO produzieren. Nach Ansicht von Arhondakis könnte dies eine wichtige Ressource für künftige Bemühungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des Olivenanbaus und zur Eindämmung der Risiken des Klimawandels werden.
Biocos, Chania/Griechenland