Startseite » News (Pharma) »

Wo steht der Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb?

Fraunhofer ISI und vfa legen Studie zur technologischen Souveränität vor
Wo steht der Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb?

Wo steht der Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb?
Studie „Technologische Souveränität Pharma/Biotech“ zur Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland Bild: Fraunhofer ISI

Deutschland muss seine technologische Souveränität in den Bereichen Pharma und Biotechnologie dringend stärken. Ansonsten können die wachsenden Abhängigkeiten in Forschung und Entwicklung und in der Produktion von Arzneimitteln zu erheblichen Schwierigkeiten des Wirtschaftsstandorts führen – mit schmerzhaften Konsequenzen bei der Versorgungssicherheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des vfa.

 

Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts kommen zu dem Schluss, dass Deutschlands Voraussetzungen gut sind, eine globale führende Rolle als innovationsstarker und hochproduktiver Pharmastandort einzunehmen. Das unterstreichen die jüngsten Erfolge bei innovativen Impfstoffen und Medikamenten gegen das Corona-Virus. Allerdings verliert Deutschland Stück für Stück den Anschluss an die globale Spitze, wenn die Rahmenbedingungen nicht deutlich verbessert werden. Analysiert wurden unter anderem die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des Standorts anhand von Publikationen und Patenten, der internationalen Verflechtung der Wissenschaft und in den Produktions- und Handelsstrukturen. Die Studie hatte zwei Zielsetzungen:

  • Analyse der Situation und Wettbewerbsfähigkeit des Pharmasektors am Standort Deutschland
  • Untersuchung und Bewertung der technologischen Souveränität des Pharmasektors in Deutschland und seines Beitrags zum internationalen Innovationsgeschehen.

Deutschland darf sich nicht auf dem Erfolg ausruhen

Länder wie die USA und China gehen bei der Entwicklung wichtiger Schlüsseltechnologien mit deutlich höherem Tempo voran als Deutschland und investieren große Summen in ihre technologischen Kapazitäten. In den fünf wichtigen Technologiefeldern Gen-/Zelltherapien, RNA-Technologie, Biologika, Small Molecules und Impfstoffe ist Deutschland deshalb nicht ausreichend souverän aufgestellt: In allen Technologiefeldern zeigen sich Schwächen, die im Krisenfall zu großen Problemen führen können. Aktuelle Konflikte führen vor Augen, dass technologische und ökonomische Vormachtstellungen als drastisches Druckmittel verwendet werden, um die geopolitische Tektonik zu verändern.

„Die Ergebnisse der Fraunhofer-Studie zeigen eindrucksvoll, dass wir uns in Deutschland nicht auf den Erfolgen während der Corona-Krise ausruhen können: Noch haben wir Tuchfühlung in den Spitzentechnologien. Das wird sich allerdings sehr schnell ändern, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, sagt vfa-Präsident Han Steutel. „Das zu verhindern, ist im ureigenen Interesse Deutschlands: Wir dürfen nicht erpressbar werden in der Versorgung der Bevölkerung und müssen sicherstellen, dass uns die Schlüsseltechnologien von morgen jederzeit zur Verfügung stehen. Kurz: Wir müssen unsere technologische Souveränität ganz klar in den Fokus nehmen.“

Pharmastrategie ist wichtiger Schritt

Ein wichtiger Schritt ist die von der Bundesregierung beschlossene Pharmastrategie: „Es ist ein ermutigendes Signal, dass die Verbesserung des Pharmastandorts zur Chefsache gemacht und von der gesamten Bundesregierung getragen wird “, so Steutel weiter. Dazu sei es notwendig, die Digitalisierung voranzubringen, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und vor allem die seit Jahren bekannte Transferlücke zu schließen. Die Lehren aus der Corona-Krise seien klar: Intensivere Kooperationen von Wissenschaft und Industrie, schnellere Zulassungsverfahren für klinische Studien und ein innovationsfreundlicher Gesundheitsmarkt führen zum Erfolg.

Was steckt hinter der Nationalen Pharmastrategie?

Handlungsoptionen in vier Bereichen

Zur Verbesserung der Wettbewerbssituation und Sicherstellung der Technologiesouveränität Deutschlands ergeben sich laut Studie Handlungsoptionen vor allem in vier Bereichen:

  • 1) Sicherung erforderlicher Kompetenzen:
    Hierzu zählen die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Zuwanderung von Fachkräften, die Anpassung akademischer Ausbildung mit einem stärkeren Fokus auf der Nutzung von Wissen in Ergänzung zu Erkenntnisgewinn sowie die Stärkung der naturwissenschaftlichen Ausbildung schon im Schulbereich.
  • 2) Beschleunigung von Innovationsprozessen:
    Förderlich sind hier neben einer generellen Überprüfung vorhandener bürokratischer Prozesse mit dem Ziel der Vereinfachung eine Reduzierung länderspezifischer Prozesse und Regularien verbunden mit einer stärkeren Harmonisierung von Zulassungs- und Genehmigungsprozessen. Weiterhin ist eine Bündelung von Expertise in bundesweit wenigen technologiespezifischen Kompetenzzentren empfehlenswert, um dort von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Translation Innovationen effizient voranzutreiben.
  • 3) Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Forschung und Industrie:
    Neben der Überprüfung von Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit, beispielsweise der IPR-Regelung und deren Umsetzung an Universitäten, ist die Schaffung von weiteren Anreizen für Industriekooperationen an Universitäten förderlich. Ebenso können sich Anpassungen der öffentlichen Förderung, beispielsweise ein stärkerer Fokus auf Translation, ein größeres Gewicht von Transfer bei Förderzielen oder die Weiterentwicklung von Förderinstrumenten für die Kooperation zwischen Universitäten und KMU positiv auswirken. Schließlich sollten die Rahmenbedingungen für die Mobilisierung von privatem Kapital zur Finanzierung von Unternehmen mit einer europäischen Perspektive optimiert werden.
  • 4) Strategieentwicklung und Kommunikation:
    Eine gemeinsame Strategie zur Beschleunigung von Gesundheitsinnovationen in Deutschland kann einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbssituation und Erreichung der technologischen Souveränität leisten. Erforderlich wären ein kontinuierlicher Austausch zwischen allen Stakeholdern des Gesundheitssystems zu Innovationsbedarfen und Innovationszielen, die Entwicklung gemeinsamer Visionen unter Berücksichtigung der positiven Erfahrungen bei der effizienten Entwicklung von Coronaimpfstoffen sowie die aktive Kommunikation der Ergebnisse von Strategieprozessen mit Gesellschaft und Politik.

Zur Studie „Technologische Souveränität Pharma/Biotech“

Unsere Webinar-Empfehlung
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

cav-Produktreport

Für Sie zusammengestellt

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Top-Thema: Instandhaltung 4.0

Lösungen für Chemie, Pharma und Food

Pharma-Lexikon

Online Lexikon für Pharma-Technologie

phpro-Expertenmeinung

Pharma-Experten geben Auskunft

Prozesstechnik-Kalender

Alle Termine auf einen Blick


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de