Die deutsche chemische Industrie konnte auch im zweiten Quartal 2010 Produktion und Umsatz weiter steigern. Sie hat damit den Einbruch durch die Wirtschaftskrise innerhalb von fünfzehn Monaten fast kompensiert. Das geht aus dem aktuellen Bericht des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) zur wirtschaftlichen Lage der Branche hervor.
Die Kapazitätsauslastung der Chemieanlagen erreichte im zweiten Quartal wieder das für die Branche übliche Niveau. Motor für das Wachstum war die starke Nachfrage aus dem Ausland, aber auch im Inland lief das Chemiegeschäft mit industriellen Kunden gut. Die konjunkturelle Entwicklung der Branche kommentierte VCI-Präsident Prof. Dr. Ulrich Lehner: „Ein rasantes Comeback. Wir haben die Folgen der Wirtschaftskrise jetzt nahezu überwunden. Aber die Geschwindigkeit, mit der die Branche wächst, hat inzwischen nachgelassen. Das war zu erwarten, da die Chemie als Lieferant von Vorprodukten für viele andere Industriezweige von einer wirtschaftlichen Erholung frühzeitig profitiert. Auch in den kommenden Monaten wird es weiter, aber langsamer aufwärts gehen.“
Der VCI erwartet zwar, dass die Wachstumsraten der chemischen Industrie im zweiten Halbjahr geringer ausfallen. Für das Gesamtjahr 2010 rechnet der VCI jetzt aber wegen der überraschend starken Dynamik im zweiten Quartal mit einer Steigerung der Produktion um rund 11 %. Der Umsatz der Branche dürfte bei weiter anziehenden Preisen um 18 % zulegen. Im zweiten Quartal 2010 stieg die Produktion chemischer Erzeugnisse gegenüber dem Vorquartal um 1,5 %. Die Kapazitätsauslastung der Produktionsanlagen legte um 2,8 Prozentpunkte auf 85,6 % zu und erreichte damit wieder einen branchentypischen Normalwert. Eine vergleichbare Auslastung konnte die Branche zuletzt im zweiten Quartal 2008 vorweisen. Getragen wurde der erneute Produktionsanstieg vor allem von organischen Grundstoffen und Spezialchemikalien, aber auch die übrigen Sparten entwickelten sich positiv.
Der Umsatz der deutschen Chemieunternehmen erreichte im zweiten Quartal 2010 rund 41,6 Milliarden Euro. Das Niveau des Vorquartales wurde damit um 5,2 % übertroffen. Der Anstieg resultierte vor allem aus dem Geschäft mit ausländischen Kunden, das um 6,3 % auf 25,0 Milliarden Euro zulegte.
FuE-Ausgaben konstant
Trotz Wirtschaftskrise hat die deutsche chemische Industrie hat ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) auch 2009 konstant auf hohem Niveau gehalten. Die Forschungsaufwendungen entsprachen mit rund 8,3 Milliarden Euro denen des Vorjahres. „Wer in Krisenzeiten seine Forschung zurückfährt, verpasst im Aufschwung den Anschluss“, begründete Dr. Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im Verband der Chemischen Industrie (VCI), das Engagement der Branche.
Auch für das laufende Jahr ist Kreimeyer optimistisch. Er stützt sich dabei auf eine aktuelle VCI-Blitzumfrage bei den großen forschenden Chemieunternehmen: Danach sehen die Unternehmensplanungen vor, die Ausgaben für FuE um 4 % zu erhöhen. „Schließlich ist Forschung kein Luxus, sondern das Startkapital für die Gestaltung der Zukunft“, so der Vorsitzende des VCI-Forschungsausschusses.
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