Eigentlich ist es nicht nur ein wenig unfair, sondern geradezu bösartig, was die Erfinder des Preises für schlechte HR-Kommunikation der Runkelrübe antun. Denn die Runkelrübe, so fand Andreas Sigismund Marggraf 1747 heraus, enthält in der Tat Zucker. Sprach’s und beschrieb auch, wie man ihn denn gewinnen könnte. Eine kleine Revolution, denn der Zuckerhandel war zu damaligen Zeiten fest in den Händen der Kolonialmächte, die das süße Gold für gutes Geld aus ihren Kolonien nach Europa brachten – gemacht aus Zuckerrohr.
Die Anspielung auf den Markgrafen, den Karl, der Große, als Grenzwächter einsetzte, war unvermeidlich. Marggraf (1709 – 1782) wurde durch seine Entdeckung Direktor der Physikalisch-Mathematischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Er war es auch, der auf die Idee kam, Ameisen zu destillieren, nutzte Berliner Blau als Eisennachweis und „spendierte“ dem Stadtteil Gesundbrunnen seinen Namen.
Es blieb aber seinem Schüler Franz Carl Achard vorbehalten, die Zuckerproduktion zu industrialisieren. Er baute eine Rübenzuckerfabrik auf und lieferte ab 1802 deutschen Zucker. Allerdings zunächst nur vier Jahre, dann brannte die Fabrik im napoleonischen Krieg ab. Es geht das Gerücht, dass englische Rohrzuckerfabrikanten den finanziell klammen Achard zu bestechen versuchten, damit er seine Forschungen einstellt. 1830 gab Deutschland dann aber Vollgas mit der kontinentalen Zuckerproduktion und das Zuckermonopol löste sich auf wie süße Kristalle in heißem Tee.
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