Die Automatica 2010, internationale Fachmesse für Automation und Mecha-tronik, findet vom 8. bis 11. Juni auf dem Gelände der Neuen Messe München statt. Über die Erwartungen der Aussteller und Besucher, Messehighlights und den Einzug von robotergestützten Automatisierungslösungen in kleine und mittelständische Unternehmen, sprach Armin Barnitzke mit Anja Schneider, Projektleiterin der Automatica, und Thilo Brodtmann, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Robotik + Automation.
dei: Die Wirtschaft zieht wieder an, Investitionsstaus lösen sich – das sind gute Rahmenbedingungen für die Automatica 2010.
Schneider: Richtig. Und sie spiegeln sich sich im positiven Anmeldestand der Messe wider. Wir erwarten rund 700 Aussteller, die in vier vollen Hallen und damit auf einer Bruttoausstellungsfläche von 44 000 m2 ihre Neuigkeiten etwa 30 000 Fachbesuchern präsentieren werden. Wichtiger als die nüchternen Zahlen und Fakten ist jedoch die herausragende Qualität: Alle Keyplayer der Branche werden in München sein. Und wir werden erneut im Bereich Robotik das weltweit größte Angebot haben. Auch die Kernbereiche Montage- und Handhabungstechnik sowie industrielle Bildverarbeitung sind breit aufgestellt, dabei mit einer besonderen Stärke im Systemgeschäft. Außerdem konnten wir auch in Bereichen wie Sensorik und Antriebstechnik zulegen. Den Fachbesucher erwartet also ein hochinnovatives Ausstellungsspektrum.
dei: Der VDMA ist ideeller Träger der Automatica. Herr Brodtmann, was werden aus Sicht Ihres Verbandes die Highlights der Messe sein?
Brodtmann: Ein Highlight, das sich durch die ganze Automatica wie ein roter Faden ziehen wird, ist das Thema Green Automation, das sparsame Automatisierungstechnik ebenso zeigt, wie Automatisierungslösungen zur wettbewerbsfähigen Herstellung von ressourceneffizienten Produkten. Der Besucher erkennt das Thema durch eine deutliche Markierung an den Messeständen. Auch eine völlig neuartige Roboterkinematik wird öffentlichkeitswirksam im Rahmen einer Sonderschau der Green Automation präsentiert. Die wichtigsten Trends werden im Automatica-Forum im Rahmen von Vorträgen und Podiumsdiskussionen vorgestellt – und zwar fokussiert auf bestimmte Anwenderbranchen. Ganz spannend wird zudem das Thema Servicerobotik, das in einer eigenen Sonderschau greifbar macht, wie weit diese Technik heute schon ist.
dei: Frau Schneider, Sie betonten, dass die Automatica mehr ist als die weltgrößte Robotik-Messe. Wie weit sind Sie bei der Integration von Automatisierungsthemen wie Montagetechnik, Vision, Sensorik?
Schneider: Seit der ersten Automatica im Jahr 2004 sind wir sehr stark in den Bereichen Robotik, Montage, Handhabungstechnik und Bildverarbeitung vertreten. Wir haben hier mittlerweile ein scharfes Profil entfalten können.
dei: Wir befinden uns in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Außerdem gibt es neben der Automatica Spezialmessen wie Motek, Vision, SPS oder Sensor+Test. Wie bekommen Sie die Aussteller nach München?
Schneider: Wir sind halb so teuer wie die von Ihnen genannten Fachmessen, denn die Automatica findet nur alle zwei Jahre statt. Im Unterschied zu den anderen Messen wendet sich die Automatica an die komplette Bandbreite der produzierenden Industrie. Außerdem investieren wir konsequent in die Internationalisierung unserer Messe und damit schaffen wir es eben auch, als Innovationsplattform alle zwei Jahre die Besucher zu mobilisieren.
dei: Herr Brodtmann, was werden die bestimmenden technologischen der Trends der Messe?
Brodtmann: Mit Sicherheit wird die Art und Weise, wie Mensch und Maschine interagieren, ein heißes Thema sein. Einerseits wird Automatisierungstechnik immer einfacher bedienbar, andererseits fallen die starren räumlichen Trennungen zwischen Mensch und Maschine, weil sie sich einen gemeinsamen Arbeitsbereich teilen. So wird der Roboter zum Assistenten des Werkers. Vor wenigen Jahren noch unvorstellbar, gibt es heute immer mehr Lösungen, die dies ermöglichen. Weitere Themen sind natürlich Modularisierung, Flexibilität, erhöhte Leistungsfähigkeit und die Vernetzung von einzelnen Anlagen in der Gesamtsteuerung und -planung der Fertigungssysteme eines Unternehmens.
dei: Fast jede Messe schreibt sich die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz auf Ihre Fahnen. Bei der Automatica werden sie mit dem Begriff Green Automation umschrieben. Laufen Sie nicht Gefahr, Besucher und Aussteller zu langweilen?
Brodtmann: Das glaube ich nicht, denn diese Themen sind für unser Überleben ziemlich wichtig. Außerdem nähert sich die Automatica den Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von zwei unterschiedlichen Punkten. Zunächst wollen wir zeigen, dass die Hersteller von industrieller Bildverarbeitung, Montage- und Handhabungstechnik sowie von Robotik, heute Fertigungsmittel anbieten, die weniger Energie verbrauchen und sparsamer mit Material umgehen. Es lohnt sich folglich, in moderne Produktionsmittel zu investieren. Es lässt sich betriebswirtschaftlich zeigen, dass sich moderne Automatisierungstechnik rechnet. Das wollen wir mit einem Tool zur Berechnung der Lebenszykluskosten zeigen, das der VDMA-Fachverband Robotik + Automation in München präsentieren wird. Auf der anderen Seite unterstreicht die Automatica die Rolle von Robotik und Automation als Enabler grüner Produkte. Sie machen beispielsweise Elektromobilität bezahlbar und die Energiegewinnung aus der Sonne wettbewerbsfähig.
dei: Die Lebensmittelindustrie und die Hersteller von Verpackungsmaschinen sind Hoffnungsträger der Automatisierer: Frau Schneider, wie sprechen Sie diese Branchen an?
Schneider: Wir haben die Automatica mehr denn je an den Branchen ausgerichtet. So haben wir im Vorfeld aktiv die Besucher mit Kennzahlen und Hinweisen zu den wirtschaftlichen und technischen Trends ihrer Branchen durch eine Automatisierungsbroschüre informiert. Diese Branchenorientierung zieht sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltungsorganisation bis hin zu unserem Vortragsprogramm, das auch Branchenthemen aufgreift.
dei: Mitunter reagieren mittelständische Unternehmen recht zögerlich beim Einsatz von Robotern und moderner Automatisierungstechnik. Wie lässt sich das ändern?
Brodtmann: Häufig können sich Entscheider in kleinen und mittleren Unternehmen den Einsatz von Robotern in ihren Betrieben gar nicht vorstellen. Sie verbinden Roboter mit riesigen Montagestraßen, wie sie beispielsweise für die Automobilindustrie typisch sind. Diese Vorstellung ist aber falsch. Denn aufgrund ihrer Flexibilität, Intelligenz und der deutlich vereinfachten Programmierung lassen sich Roboter heute problemlos und mit vielen Vorteilen in kleinen und mittleren Betrieben einsetzen. Hier ist Aufklärungsarbeit notwendig, die beispielsweise die Automatica leistet.
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