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Einsatz von Tablets im pharmazeutischen Reinraum

Nur ein Trend oder von echtem Nutzen?
Einsatz von Tablets im pharmazeutischen Reinraum

Zu Hause und im Geschäftsleben sind Tablets längst angekommen. Doch macht ein Tablet im Reinraum oder hygienischen Umfeld Sinn? Wann wäre ein fest installiertes oder mobiles HMI-System besser? Die Antwort darauf lässt sich nicht pauschal geben, denn sie ist abhängig von Prozessen und Gegebenheiten, wie Simeon Meier, Product und Quality Manager bei Systec & Solutions, im Interview erklärt.

Herr Meier, Tablets haben sich in vielen technischen Bereichen
bereits bewährt. Ist der Einsatz eines Tablets in einem Reinraum der pharmazeutischen Industrie sinnvoll?

Meier: Diese Frage lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. In erster Linie hängt der Einsatz eines Tablets davon ab, wie häufig und intensiv die Mitarbeiter das Gerät nutzen müssen. Wenn ein Mitarbeiter ab und an Bestätigungen oder nur wenige Eingaben an verschiedenen Stationen machen muss, ist das Tablet eine gute Wahl. Je mehr die Mitarbeiter täglich das Bediensystem verwenden müssen oder je mehr Information gleichzeitig angezeigt werden muss, desto weniger eignet sich ein Tablet. In diesem Fall sind eher größere Displays von festen oder mobilen HMI-Systemen mit Tastaturen von Vorteil.

Bei einer hohen Informationsdichte wird der Einsatz eines Tablets also kritisch?

Meier: Das kann man so sagen. Das Display eines Tablets ist üblicherweise nur zwischen 10 und 13″ groß. Außerdem müssen Sie bedenken, dass die Tastatur eines Tablets immer innerhalb des Displays angezeigt wird und dieses so nochmals verkleinert. Da wird der Platz für Information auf dem Display schnell eng. Eventuell kann hier eine externe Tastatur Abhilfe schaffen. 

Was ist der größte Vorteil eines Tablets?

Meier: Das ist mit Sicherheit die Mobilität, Flexibilität und Kompaktheit. Mit einem Tablet kann sich der Mitarbeiter vollkommen unabhängig fortbewegen und das Tablet dorthin bringen, wo er es benötigt.

Und was ist der größte Nachteil eines Tablets?

Meier: Die Mobilität eines Tablets ist neben dem kleinen Display auch einer der größten Nachteile. Als mobiles Gerät kann und
muss es zwischen verschiedenen Arbeitsstationen hin und hergetragen werden. Nutzt ein Mitarbeiter zum Beispiel zeitgleich
einen Scanner, bleibt keine freie Hand mehr für Eingaben. Grundsätzlich ist die einhändige Bedienung schwierig. Dies macht
Tablet-Ablagen an den Stellen erforderlich, an denen der Mitarbeiter Eingaben tätigen muss. Ein weiterer Aspekt: Durch die Nutzung des Tablets beim Gehen kann der Mitarbeiter abgelenkt werden.

Welche Anwendungen bzw. Software können auf dem Tablet sinnvoll dargestellt werden?

Meier: Für die Visualisierung von DCS, MES oder ERP sind Tablets eher ungeeignet, da die Displaygröße einfach nicht ausreicht. Hierfür empfehlen wir immer auf HMI-Systeme mit größeren Displays zu setzen. Der Trend geht hier inzwischen zu HMI-Systemen mit 24″. Für die papierlose Dokumentation oder Quality Checks im Rahmen von Track & Trace eignen sich Tablets dagegen sehr gut.

Im Reinraum muss alles sauber sein. Wie gut lässt sich ein Tablet reinigen?

Meier: Bei der Auswahl eines Tablets für den Reinraum kommt man an der Frage der guten Reinigbarkeit natürlich nicht vorbei. Handelsübliche Tablets sind hier völlig ungeeignet. Sie besitzen ein Kunststoffgehäuse mit zahlreichen Vertiefungen und offenen Stellen für Anschlüsse, Lautsprecher oder Lüfter, sodass Verschmutzungen in das Tablet eindringen können. Eine vollständige Wisch- oder Sprühdesinfektion ist somit nicht möglich. Ganz abgesehen davon, dass die Oberfläche des Gehäuses nicht für die regelmäßige Reinigung mit aggressiven Mitteln geeignet. Erst ein geeignetes Gehäuse aus Edelstahl mit Schutzart IP 65 macht das Tablet im Reinraum wirklich nutzbar.

Systec & Solutions bietet ein speziell für Reinraumanforderungen entworfenes Tablet-Gehäuse aus Edelstahl an. Wodurch zeichnet sich das Gerät aus?

Meier: Unser Edelstahlgehäuse wurde für den Einsatz in Reinräumen der Klassen D, C und B konzipiert. Im Inneren befindet sich z. B. ein Microsoft Surface Pro mit 12,3″-Display, 128 GB Speicher, 4 GB RAM, Core m3 Prozessor, Windows 10, Wi-Fi und Bluetooth. Auf Anfrage bieten wir auch weitere Gehäuse für Modelle anderer Hersteller wie Lenovo oder Apple. Das Gehäuse ist komplett geschlossen und erfüllt ohne Sicken und Kanten IP 65. Unser Edelstahlgehäuse verfügt über einen magnetischen Ladeanschluss sowie einen An-/Aus-Schalter, die beide IP 65 entsprechen. Durch das komplett geschlossene Edelstahlgehäuse kann es mit nahezu allen gängigen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln gereinigt werden.

Mobile Endgeräte wie Tablets werden mit einem Akku betrieben und müssen geladen werden. Was ist hierbei zu beachten?

Meier: Oftmals konzentriert man sich bei der Auswahl nur auf die Reinraumtauglichkeit der Tablets. Der Stromanschluss oder die Ladestation wird dabei vernachlässigt. Sie stellt jedoch für die Hygiene meistens den schwächsten Punkt dar. Während Sie Tablets mit Schutzart IP 65 und höher kaufen können, entsprechen die dazugehörigen Ladestationen teilweise gar keiner Schutzklasse. Das Laden innerhalb des Reinraums ist so nicht oder nur mit Risiken verbunden möglich. Man sollte sich daher beim Kauf also unbedingt auch über die dazugehörige Ladetechnik informieren.

Wenn ich mich als Unternehmen für den Einsatz eines ReinraumTablets entscheide, welche Vorteile hinsichtlich der Investitionskosten habe ich gegenüber fest installierten Systemen?

Meier: Der Hauptvorteil des Tablets ist die deutlich geringere anfängliche Investition im Vergleich zu einem fest installierten HMI-System. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass Tablets langfristig betrachtet kürzere Produkt- sowie Lebenszyklen haben und nicht für die dauerhafte industrielle Nutzung konzipiert sind. Der Ersatz eines Tablets nach ein paar Jahren kann dann auch einen neuen Qualifizierungsprozess bedeuten, da sich die Modelle ständig weiterentwickeln. 

In ein vollgekapseltes Edelstahlgehäuse gehüllt, ist ein Tablet bestens für den Reinraum geeignet. Wie steht es um die Ergonomie?

Meier: Das notwendige Gehäuse ist natürlich mit zusätzlichem Gewicht verbunden. Das dauerhafte Tragen sowie die kontinuierliche einhändige Dateneingabe im Stehen, sind auf Dauer nicht ergonomisch. Wir raten den Unternehmen dazu, Ablagemöglichkeiten oder Tisch- bzw. Wandhalterungen zu bedenken, sodass sich Fehlhaltungen bei den Mitarbeitern reduzieren. Grundsätzlich sollte die HMI-Lösung immer hinsichtlich der Ergonomie und den Anforderungen bestmöglich bewertet werden. Dabei sind unsere mobilen Trolley-Systeme mit HMI und integriertem Akku meist ein sehr guter Kompromiss zwischen Tablet und fest installiertem HMI im Reinraum.

www.prozesstechnik-online.de

Suchwort: phpro0319systec


Das Interview führte für Sie: Dr. Bernd Rademacher

Redakteur


„Unser Edelstahlgehäuse wurde für den Einsatz in Reinräumen der Klassen D, C und B entwickelt und erfüllt ohne Sicken und Kanten IP 65.“

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